Tellenburg
Wann und von wem die Tellenburg gebaut wurde, ist nicht überliefert. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg im 13. Jahrhundert. Damals war sie unter dem Namen «Wohnturm Ry» im Besitz der Freiherren von Kien. Heute gehört die Ruine der Gemeinde Frutigen – und die umfassende Sanierung steht an.
Um 1400 erwarb Bern die Herrschaft Frutigen und machte sie zum Sitz bernischer Kastlane. Anfang des 15. Jahrhunderts erfolgte dann der Ausbau von der Burg zum Schloss. Im Laufe der Zeit wurde sie auch als Gefängnis, Pintenschank, Sitz des Regierungsstatthalters und Armenanstalt genutzt.
Am 20. Oktober 1885 zerstörte ein Brand das Schloss, die Tellenburg blieb seither eine Ruine. Die ersten Bemühungen für die Rettung der Ruine fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt. Es vergingen jedoch fast 30 Jahre, bis 1929/30 die erste Sicherung der Ruine durchgeführt wurde. Weitere grössere Sanierungen folgten in den Jahren 1960/61 und 1975; vier weitere Baumassnahmen erfolgten 1989/92, 1994, 1997 und 2007 von kleinerem Umfang. Von diesen Sanierungen sind nur wenige Dokumente vorhanden, es fehlen wichtige Hinweise über die Baugeschichte der Burg.
Im Februar 2014 wurde ein Schaden an der Südostseite der Aussenmauer festgestellt. Die akut vom Einsturz bedrohte Mauerpartie musste mit Gurten gesichert und der Bereich für Besucher abgesperrt werden. Die Ursache des Schadens lässt sich auf die material- und bautechnisch ungenügenden Sanierungen der 1930er- und 1960er- Jahre und die schlecht gemauerten Bauteile der spätmittelalterlichen Bauphase begründen.
Im Rahmen einer Notmassnahme wurde 2016 die Mauerpartie wieder instand gestellt. Diese Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern ausgeführt. An den Umfassungsmauern ist aber weiterhin dringender Sanierungsbedarf vorhanden. Aufgrund des schlechten Bauzustands müssen einzelne Mauerteile abgebaut und zum Schutz des Originals neu aufgemauert werden. Am Turm müssen in der ersten Phase nur die dringendsten Arbeiten angegangen werden. Längerfristig ist aber der Ersatz des zementhaltigen Mörtels am ganzen Mauerwerk mit Kalk nötig.
Nachdem von Gemeinde und Burgfreunden die neuen sanitären Anlagen erstellt und der Festplatz vor der Burg vergrössert wurde, steht nun die bauliche Sanierung des Mauerwerks an. Aktuell ist vorgesehen, dass 2023 eine Urnenabstimmung stattfindet, um die nötigen finanziellen Mittel zu bewilligen. Ungeachtet der baulichen Notwendigkeiten ist und bleibt die Tellenburg ein beliebtes Ausflugsziel, das von weither sichtbar ist.
Die detaillierte Geschichte der Tellenburg ist seit Herbst 2022 in einem Buch von Hans Egli und Peter Fries zusammengefasst – erhältlich bei der Kulturgutstiftung Frutigland für CH 30/Exemplar (exkl. Versand).
Die Burg aus dem 3D-Drucker
1885 wurde die Tellenburg ein Opfer der Flammen. Wie die Burg – oder das Schloss – vor dem Brand ausgesehen hat, beschäftigte Peter Fries seit langem. Vom Tellenfeld aus sah er die Burg immer. Und sein allgemeines Interesse an historischen Wehranlagen führte dazu, dass er sich in die Recherche stürzte. Aufgrund von alten Bildern, Stichen und Vermessungen und Fotoarbeiten vor Ort hat er die Burg virtuell nachgebaut.
Dabei kamen dem 76-Jährigen seine architektonischen Berufserfahrungen zugute. Er konnte sich im voraus bereits vorstellen, wie das räumliche Modell am Ende aussehen könnte. Unterstützung erhielt er zudem durch Informationen von Ruedi und Hans Egli von der Kulturgutstiftung Frutigland. Zuerst gab er all seine gesammelten Daten in ein professionelles Konstruktionsprogramm (CAD) ein – und druckte dann die Tellenburg in einzelnen Teilen aus Kunststoff auf einem 3D-Drucker im Massstab 1:87 aus.
Wie genau das Modell der Baselbieters sich mit der originalen Tellenburg deckt, wird kaum jemals mit Gewissheit festgestellt werden können. Zu wenige Zeichnungen aus der frühen Zeit sind vorhanden. Etliche Details musste er für sein Modell erahnen, von den angebauten Scheunen beispielsweise fehlen oftmals alte Ansichten. Ungeachtet dessen hat Peter Fries mit einem Arbeitsaufwand von gut drei Monaten ein beeindruckendes Werk geschaffen.
Aktuell ist das Modell im Eingangsbereich der Gemeindeverwaltung Frutigen aufgestellt und wird für spezielle Anlässe wie den Frutigmärit auch extern ausgestellt.
Der «Erbauer» des Burgmodells Peter Fries (links) und der Frutiger Gemeindepräsident Faustus Furrer – das Modell ist im Eingangsbereich der Gemeindeverwaltung Frutigen ausgestellt. Bild: HSF